Glaubt man der Presse, so beansprucht beinahe jedes große Neubauprojekt den Titel nachhaltigstes Gebäude in Deutschland, Europa und der Welt. Schaut man sich die Bewertungskriterien an, so wird schnell klar, eine Vergleichbarkeit auf den Kontinenten herrscht noch lange nicht.
Im Artikel “Hoher Anspruch – TNT Zentrale will nachhaltigstes Gebäude in Europa sein” ist das Projekt von TNT bereits näher vorgestellt worden. Das Ergebnis der Bemühungen vom Architekten Paul de Ruiter ist ein LEED Platin Gebäude, welches insbesondere auf einen hohen Grad an Recycling der eingesetzten Materialien setzt.
Aktuell war in der Presse zu lesen, das Gebäude The Ark in der 40 Mount Street, Nord Sydney, sei das nachhaltigste Gebäude in Australien. The Ark ist ein Hochhaus mit 19 Stockwerken, verfügt über 28.500 Quadratmeter Bruttogeschossfläche und ist als erstes Gebäude in Australien mit dem 6 Star Green Star ausgezeichnet worden.
Der Business Center Regus, offenbar Mieter im Gebäude, vermarktet diesen Titel und hat damit schon namhafte Firmen wie Vodafone (11.000 qm) und Coca-Cola (10.500 qm) Vodafone eingefangen. Beide Unternehmen mieten, soweit mit bekannt, nur noch zertifizierte Gebäude. Bei dem Blick aus dem Fenster auf den Hafen und die Skyline von Sydney kann man aber auch neidisch werden…
Was vielmehr verwunderlich ist, sind die “Sustainable features”, welche der Eigentümer Investa auf seiner Webseite hervorhebt:
- Wasser – Recycling Brauchwasser und ein 20.000 l Sammeltank für Regenwasser
- Energie – Blockheizkraftwerk mit 750 kVA
- Beleuchtung – T5 Leuchtkörper mit mind. 400 lx in den Büros, Bewegungssensoren
- Fassade – Fenster an drei Seiten des Gebäudes zur natürlichen Belichtung der Arbeitsplätze
- Mobilität – Ladestationen für Hybrid-/Elektroautos, 220 Fahrradstellplätze, Spinte und Duschen
- Gebäudemanagement – 3D Gebäudeplanung zur Optimierung des Managements
Schmunzeln musste ich beim schreiben dieser Zeilen über die T5 Leuchtkörper und die Fenster auf drei Seiten des Gebäudes. Die oben genannten Aspekte lesen sich zwar nett, sind für ein Gebäude in Deutschland indes nichts besonderes und vielfach Standard. Viel interessanter fand ich die Aussage von Investa, dass sich das Programm Green Lease etabliert und in diesem Haus erstmals zum Einsatz kam. Damit wird den Mietern ermöglicht, nicht nur nachhaltige Arbeitsplätze anzumieten, sondern auch das Management der Büroflächen zu optimieren, indem Verbräuche ausgewertet, CO2 Emissionen gemessen und so auch optimiert werden kann.
Bleibt abzuwarten, welches Gebäude zuerst den Anspruch auf den Titel “nachhaltigstes Gebäude der Welt” erhebt…