Licht ist der entscheidende Taktgeber unserer inneren Uhr. Kommt der Takt ins stolpern, spürt der Mensch das und gesundheitliche Probleme können die Folge sein.

Als 1884 in einem Berliner Café die erste Glühbirne angeknipst wurde und der Startschuss für das Kunstlicht gegeben wurde, dachte natürlich noch keiner an die sensible Wirkung des Lichtes auf den Menschen. Erst heute, 130 Jahre später, hat man eine konkrete Vorstellung wie körperliche Prozesse durch Licht beeinflusst werden. Chronobiologen erforschen gleichermaßen, wie unsere gebaute Umgebung gesünder gestaltet werden kann.

„Wie in einem Schweizer Uhrwerk steuert das circadiane System den Ablauf sämtlicher Körperfunktion“, so Dieter Kunz, Chronobiologe und Chefarzt der Klinik für Schlaf- und Chronomedizin (St.-Hedwig-Krankenhaus). Die Körperfunktionen folgen einem 24h-Rhythmus. Morgens schüttet der Körper die Stresshormone Adrenalin und Cortisol aus, damit man aus dem Bett kommt. Herzfrequenz, Puls und Blutdruck steigen. Das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, ist deshalb statistisch gesehen zwischen zehn und zwölf Uhr am größten.

US-amerikanische und britische Wissenschaftler kamen erst 2002 einem entscheidenden Punkt auf die Spur: Auf der Netzhaut des menschlichen Auges befinden sich spezielle Ganglienzellen, die keine visuellen Reize weiterleiten, sondern hauptsächlich auf blaues Licht von 460 Nanometern Wellenlänge reagieren. Das in den Ganglienzellen enthaltenen, lichtempfindliche Protein Melanopsin wird angeregt, der Rezeptor sendet einen Reiz weiter: der innere Takt. Blaues Licht unterdrückt dabei die Ausschüttung des Müdigkeitshormons Melatonin (das bei Dunkelheit produziert wird).

Licht ist nicht gleich Licht

Wir sehen Licht bei Wellenlängen von 380 nm bis 780 nm (Nanometer). Vielen künstlichen Lichtquellen fehlt die Wirkung des Sonnenlichts. Chronobiologen sprechen von „biologischer Dunkelheit“: Während viele noch abends im Büro arbeiten, registriert die Schaltzentrale im Hirn schon lange Dunkelheit und fährt Körperfunktionen herunter.

Die Lichtintensität wirkt sich positiv auf Lernleistung und Konzentration aus. Ideale Leuchtmittel müssen deshalb so beschaffen sein, dass sie die positiven Effekte des Sonnenlichts besitzen, also „biologisch wirksam“ sind. Dies findet bei einer Beleuchtungsstärke zwischen 500 – 1.500Lux statt.

Neben der Beleuchtungsstärke spielt die Farbtemperatur eine ebenso entscheidende Rolle, um den notwendigen blauen Lichtanteil zu liefern. Kerzen, Glühbirnen und Halogenlampen enthalten einen großen Rotanteil und wenig blaues Licht, unterstützen als nicht maßgeblich die Leistungssteigerung. Sogenannte „tagesslichtweiße Leuchtstofflampen“ mit einer Farbtemperatur von 8000 Kelvin sind hingegen schon so wirksam wie Tageslicht. Ebenso spielt auch die Richtung, aus der das Licht auf das Auge fällt eine große Rolle: von vorn oder von oben sind die idealen Einfallrichtungen.

 (Source: Pixabay)

Professionelle Lichtgestaltung muss gleichermaßen auch Ort und Timing berücksichtigen. Morgens ist blaues Licht gefragt, um den Organismus in Schwung zu bringen und Konzentration aufzubauen.

Ergonomische Beleuchtung am Arbeitsplatz

Ein falsches Lichtkonzept, fehlendes Tageslicht, der fehlende Sonnenschutz oder ein falsch angeordneter Arbeitsplatz führt auf Dauer zu gesundheitlichen Beschwerden, zu einer abnehmenden Leistungsbereitschaft, steigender Fehlerhäufigkeit und somit auch zu einer erhöhten Unfallgefahr. Es gibt drei wesentliche Bausteine für die ideale Arbeitsplatzbeleuchtung:

  • Beleuchtungsstärke
  • Blendung und Reflexion
  • Lichtfarbe und Farbwiedergabeindex Ra

Die richtige und ergonomische Beleuchtung am Arbeitsplatz ist ein Mix aus direkter und indirekter Beleuchtung, Arbeitsplatzleuchte sowie Tageslicht. Abhängig von der ausgeführten Tätigkeit muss eine individuelle Beleuchtung gewählt werden. Indirekte Deckenbeleuchtungen können z.B. für eine ausreichende Grundhelligkeit im Raum sorgen. Die Direktbeleuchtung sollte dabei seitlich zum Arbeitsplatz angeordnet sein, damit keine Blendungen und Reflexionen entstehen. Über die Arbeitsplatzleuchte können Büroarbeiter die Beleuchtung individuell an Bedürfnisse anpassen.

Je nach Tätigkeitsfeld und Aufgabe muss eine andere Beleuchtungsstärke vorhanden sein. Grundsätzlich gilt: je besser ein Arbeitsplatz ausgeleuchtet wird, desto besser ist die Sehleistung und die Augen werden weniger belastet. Eine Blendung sollte immer vermieden werden. Dabei unterscheidet man zwischen einer Direktblendung und Reflexblendung. Im Rahmen von Gefährdungsbeurteilungen (s. auch Flurfunk-Artikel: “Was ist eigentlich eine Gefährdungsbeurteilung?”)

Passende Beleuchtung im Office (Source: Pixabay)

Richtige Anordnung des Arbeitsplatzes zu den Lichtquellen:

  • Arbeitsplatz orthogonal zur Fassade
  • mobile Lichtquellen seitlich zum Arbeitsplatz anordnen
  • reflexionsarme Oberflächen (Möbel, Wände, Schreibtisch, Bildschirme usw.)
  • Sonnenschutzmaßnahmen (Jalousie, Ausrichtung des Gebäudes, Anordnung der Fenster)
  • Mix aus Tageslicht, künstlichem Licht, indirekter und direkter Einstrahlung

Der Farbwiedergabeindex beschreibt die Qualität der Farbwiedergabe von Lichtquellen. Der Index hängt con der Lichtfarbe und der Lampenart (Leuchtstoffröhre, LED, Glühlampe) ab. Am Büroarbeitsplatz wird beispielsweise ein Index Ra von min. 80 gefordert.

Beispiel Steharbeitsplatzleuchten

Mobile Steharbeitsplatzleuchten sind flexibel aufstellbar – am besten seitlich des Arbeitstisches. Sie ermöglichen eine individuelle Regelung des Lichtbedarfs am Arbeitsplatz oder an zwei gegenüberliegenden Arbeitsplätzen. Der Arbeitsbereich wird mit min. 500 Lux ausgeleuchtet, eine ausgewogene Ausleuchtung des gesamten Raumes lässt sich über zusätzliche Deckenleuchten erreichen. Führende Hersteller bieten mobile Stehleuchten mit direkter und indirekter Abstrahlung, Blendschutz durch Mikroprismaabdeckung und Licht- sowie Anwesenheitsensorsteuerung an.

Auszüge/Quelle: Der Tagesspiegel, Gesundheit vom 02. März 2015 (Autor: Frieder Piazena)